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Quelle: SonntagsZeitung 9. März 2014
Den Bahnen fehlen 40 Millionen
Die Jungen wollen nicht mehr in die Berge
Von Urs Zurlinden
und Arthur Rutishauser
Das prächtige Wetter dieses Wochenendes und fantastische Schneeverhältnisse auf den Pisten können nicht darüber hinwegtäuschen:
Dieser Winter brachte den Bergbahnen kein gutes Geschäft.
Das zeichnet sich schon vor dem Ende der Saison ab.
Nach einem vielversprechenden Start ist die Zahl der Skifahrer und Snowboarder seit Jahresbeginn markant gesunken – schon im Januar gegenüber dem Vorjahr um 11,1 Prozent, im Februar gemäss den neuesten, der Sonntags-Zeitung vorliegenden Zahlen gar um 11,6 Prozent.
Alle Regionen sind betroffen, wenn auch nicht gleich stark.
- Im Berner Oberland gingen die Tageseintritte, verglichen mit 2013, um fast 10 Prozent zurück,
- im schneesicheren Graubünden sogar um 12,8 Prozent und
- im Wallis um knapp 16 Prozent.
Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre betrug der Verlust im Bündnerland 11,6 Prozent.
Leere Pisten selbst während der Zürcher Sportwochen – das führte zu empfindlichen Einbussen bei den Bergbahnen: Im Februar ging ihr Umsatz um 9,6 Prozent zurück, seit Saisonbeginn waren es 5,4 Prozent. Das heisst: Es fehlen gegen 40 Millionen Franken.
Die Anzahl Skilager ist deutlich gesunken
Zu den sinkenden Umsätzen mögen das warme Winterwetter und die Föhnstürme beigetragen haben, die einige Bahnen vorübergehend zum Einstellen ihres Betriebes zwangen. Zudem stehen in einzelnen Kantonen die Sportferien noch an, mehr als eine Resultatkosmetik ist aber nicht zu erwarten.
Fakt ist: Der Wintersport verliert zunehmend an Bedeutung.
Zwar gehört Skifahren in der Schweiz nach wie vor zu den beliebtesten Sportarten. Doch das Markenzeichen der Nation, «Alles faart Schi», ist längst verblasst.
Letztes Jahr gab es zwar nach drei Jahren des Niedergangs wieder eine leichte Zunahme der sogenannten Skier-Days um 2,6 Prozent; aber damals waren die Schneeverhältnisse fast optimal, und man blieb 6,7 Prozent unter dem Fünfjahresschnitt. «Nach drei Jahren mit sinkenden Frequentierungen war der Aufschwung letztlich zu schwach», schreibt der Seilbahnverband in seiner Jahresbilanz. Ein Vergleich über die letzten zwanzig Jahre zeigt einen Rückgang von rund 8 Millionen Skier-Days. Das ist fast ein Viertel. Rückläufig ist auch die Zahl jener, die überhaupt noch als Snowboarder oder Skifahrer bezeichnet werden. Sie ist innerhalb von zehn Jahren bei den 14- bis 19-Jährigen um 3 Prozent zurückgegangen, bei den 20- bis 29-Jährigen sogar um 8 Prozent. Zum Abwärtstrend tragen eine zunehmend multikulturelle Gesellschaft und die ungebremst wachsenden Kosten für Skiausrüstung und Skiliftabos bei. Offenbar haben auch letztes Jahr einige Stationen mit Preiserhöhungen auf die sinkenden Besucherzahlen reagiert, sonst wären Umsätze und Frequenzen gleich stark gesunken. Das Desinteresse der Jungen am Schneesport belegt auch der deutliche Rückgang der Skilager: Von 2005 bis 2012 nahmen die J+S-Schneesportlager um 13 Prozent auf noch 2245 Lager ab. Die Politik zeigt sich über das «Skilagersterben » beunruhigt, sieht aber keinen Handlungsbedarf: Letzte Woche wurde ein Vorstoss des Berner SP-Nationalrats Matthias Aebischer für einen obligatorischen Schneesporttag an den Schulen im Ständerat klar abgelehnt.
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